31.10.2022
Holetschek: Psychiatrische Versorgung für wohnungslose Menschen weiter ausbauen
Das Bayerische Gesundheitsministerium fördert ein Modellprojekt zur Stärkung der psychiatrischen Versorgung von wohnungslosen und bedürftigen Menschen in der Region Würzburg mit rund 150.000 Euro. Das hat Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek am Montag bekanntgegeben. Holetschek betonte anlässlich des Beginns des Modellprojekts am 1. November: „Wohnungslose Menschen sind überproportional häufig von seelischen Erkrankungen betroffen: Denn einerseits erhöht Wohnungslosigkeit das Risiko für psychische Erkrankungen – und andererseits erhöhen psychische Erkrankungen die Gefahr, die Wohnung zu verlieren. Aber passgenaue Hilfeangebote für Betroffene sind leider selten. Gerade diesen Menschen, die kein Dach über dem Kopf und keinen familiären Halt haben, müssen wir mit bedarfsgerechter Unterstützung den Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft ermöglichen.“
Holetschek erklärte: „Mein Ziel ist es, die Unterstützung für Menschen mit psychischem Hilfebedarf in Bayern weiter auszubauen. Wichtig sind Strukturen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen und auch für das soziale Umfeld von psychisch Erkrankten passgenaue Unterstützung anbieten – und zwar niedrigschwellig, wohnortnah und frühzeitig. Genau darum kümmern wir uns.“
Holetschek ergänzte: „Hier setzt das Projekt zur Förderung der psychischen Gesundheit bei wohnungslosen und benachteiligten Menschen des Fördervereins Würzburger Wärmestube e. V. an: Niedrigschwellig sollen Betroffene Zugang erhalten zu psychologischen und psychiatrischen Hilfestellungen. Ziel ist es, die Wärmestube als Anlaufstelle für wohnungslose und bedürftige Menschen in der Stadt und im Landkreis Würzburg weiter auszubauen, die Bindeglied ist zu den vor Ort bestehenden Strukturen in der psychiatrischen Versorgung.“
Das Forschungsprojekt zur „Förderung psychischer Gesundheit bei wohnungslosen und benachteiligten Menschen im Rahmen niedrigschwelliger Angebote als Brücke zu bestehenden Strukturen in der psychiatrischen Versorgung“ des Fördervereins Würzburger Wärmestube e. V. startet am 1. November 2022. Das bayerische Gesundheitsministerium unterstützt das Vorhaben über einen Zeitraum von zwei Jahren finanziell mit rund 150.000 Euro.
Paul Lehrieder, MdB, Erster Vorsitzender des Fördervereins Wärmestube e.V. betonte: „Gemeinsam mit den Fachkräften der Würzburger Wärmestube ist unser Förderverein schon seit geraumer Zeit bemüht, wohnungslosen Menschen den Zugang zum Gesundheitssystem zu erleichtern. Gerade in der Versorgung Wohnungsloser mit psychiatrischen Hilfeangeboten machen wir noch großen Nachholbedarf aus. Mit diesem Modellprojekt wird es uns hoffentlich gelingen, auf diesem Gebiet ein gutes Stück voranzukommen. Es ermöglicht uns, psychisch belastete obdach- und wohnungslose Menschen in ihrer jeweiligen Lebenssituation abzuholen, sie niederschwellig an das hiesige psychiatrische Hilfesystem heranzuführen und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Insbesondere zielt unser Projekt auch darauf ab, in Würzburg bei der psychiatrischen Grundversorgung Wohnungsloser eine Struktur aufzubauen, die nachhaltig wirkt und trägt.“
Holetschek erläuterte: „Es soll eine offene Sprechstunde für psychische Gesundheit etabliert werden, um hilfesuchende wohnungslose und bedürftige Menschen bei Bedarf schnell und flexibel in die Regelversorgung zu vermitteln. Gleichzeitig sollen die Betroffenen einen verbesserten Zugang zu Hilfeangeboten in der Region erhalten. Denn oftmals haben sie große Hemmungen, sich überhaupt derartige Hilfe zu holen.“
Der Minister ergänzte: „Schutz der psychischen Gesundheit, Prävention, Versorgung sowie die weitere Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen haben für mich schon lange zentrale gesundheitspolitische Bedeutung. Ich werde mich auch künftig konsequent für eine noch weitere Verbesserung der Versorgung in Bayern einsetzen.“
Die „Würzburger Wärmestube“ ist zentraler regionaler Kooperationspartner. Sie dient als Anlaufstelle für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten. So können neben wohnungslosen Menschen auch Personen, die sich in psychosozialen und materiellen Notlagen befinden, die „Würzburger Wärmestube“ aufsuchen. Träger der „Würzburger Wärmestube“ ist die gemeinnützige Christophorus-Gesellschaft von Caritas und Diakonie.
Holetschek fügte hinzu: „Bayern hat für Menschen mit psychischen Erkrankungen bereits seit langer Zeit ein vielfältiges Versorgungsangebot auf sehr hohem Niveau. Alleine in den letzten zehn Jahren wurden im ländlichen Raum 114 psychotherapeutische und 15 kinder- und jugendpsychiatrische Niederlassungen gefördert. Diese Förderungen wollen wir auch in Zukunft fortsetzen.“
Der Ausbau der voll- und teilstationären Angebote in der Erwachsenen- sowie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie wurde in den letzten zehn Jahren konsequent vorangetrieben. Die vollstationären Kapazitäten wurden in diesem Zeitraum (01.01.2012 – 01.01.2022) um insgesamt 1.031 Betten, die teilstationären Kapazitäten um 693 Plätze erweitert. Zudem sind bereits weitere 322 Betten und 317 Plätze genehmigt, aber noch nicht baulich umgesetzt. In der psychosomatischen Versorgung wurden die Kapazitäten im selben Zeitraum um 964 Betten und 439 teilstationäre Plätze erhöht. Weitere bereits genehmigte 145 Betten und 86 Plätze werden noch in Betrieb gehen.
Holetschek unterstrich: „Der Staatsregierung ist es schon seit Jahren ein großes Anliegen, Menschen in psychischen Krisen frühzeitig zu helfen. Aber auch für ihre Familien und Freunde wollen wir Unterstützung anbieten. Für Betroffene und ihre Angehörigen ist rasche und kompetente Hilfe von unschätzbarem Wert.“
Der Minister ergänzte: „Bayern unterstützt die Bezirke nach Kräften bei Betrieb und Weiterentwicklung der Krisendienste Bayern. Mit den rund um die Uhr erreichbaren Krisendiensten setzen wir im Freistaat ein wichtiges Zeichen – und Maßstäbe! Dieses Hilfsangebot ist einzigartig unter den Flächenländern in Deutschland.“ Kernelement des Hilfeteils des Bayerischen Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes (BayPsychKHG) sind psychosoziale Beratungs- und Hilfeangebote für Menschen in psychischen Krisen (Krisendienste, Art. 1 BayPsychKHG). Dabei handelt es sich um ein niedrigschwelliges psychosoziales Hilfeangebot, das es so bislang in keinem anderen Flächenland in Deutschland gibt. Die Krisendienste ergänzen das bestehende Versorgungssystem und übernehmen in diesem Zusammenhang zudem eine Lotsen- und Steuerungsfunktion.
Die Krisendienste sind bayernweit, für Hilfesuchende kostenlos und rund um die Uhr unter der einheitlichen Rufnummer 0800/6553000 erreichbar (www.krisendienste.bayern/) – das Krisennetzwerk Unterfranken verfügt auch über eine eigene Webseite (www.krisendienste.bayern/unterfranken/).